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Grundlegende Bemerkungen
Handel macht Nationen und Volkswirtschaften produktiver bzw. effizienter hinsichtlich ihrer Faktorallokation1 und der ihnen zur Verfügung stehenden Güterbündel. Offenheit gegenüber der Außenwelt ist häufig verbunden mit Lernprozessen, etwa hinsichtlich des Transfers von Kultur und Technologien.2 Vor allem aber dient Handel dem Absatz vorhandener eigener überschüssig vorhandener Produkte und damit der wirtschaftlichen Spezialisierung, aber auch der Erzielung eines Mehrgewinns über einen bereits gesättigten Binnenmarkt hinaus. Dieses Prinzip diente vielen merkantilistischen Theoretikern als Maxime. Handel ist zudem ein Spiegel der eigenen Leistungskraft, sozusagen ein "Fenster zur Welt". Er ermöglicht Interaktion und Konnektivität und liefert, falls alle übrigen Voraussetzungen entsprechend erfüllt sind, die Möglichkeit, Signale aus dem Weltmarkt wahrzunehmen und gegebenenfalls im Sinne einer Spezialisierung oder Produktivitätssteigerung gewinnbringend in der heimischen Wirtschaft einzusetzen. Handel verschafft über Importe außerdem fehlende, für die eigene Produktion nötige Rohstoffe oder vorgefertigte Rohmaterialien (Halbzeuge, sogenannte Inputs). Handel kann auf direktem oder indirektem Weg zumindest temporär die primäre Quelle wirtschaftlicher Dynamik sein. Zugleich vermag Handel aber unter anderen Prämissen und Parametern für einen oder mehrere der Beteiligten mit negativen Konsequenzen verbunden sein und in die Unterentwicklung führen. Diese Verbindungen werden im Folgenden anhand einer überblicksartigen Darstellung und ausgewählter Fallbeispiele genauer analysiert.
Strukturen, Volumen und Tendenzen
Der hier betrachtete Zeitraum überschneidet sich mit mehreren in den Geschichtswissenschaften gebräuchlichen Periodisierungen. Für den Zeitraum von ca. 1450/1500 bis 1800 spricht man gewöhnlich von der Frühen Neuzeit.3 Aus Perspektive der Wirtschaftswissenschaften endet um 1800 die vorindustrielle Zeit. Es beginnt die Phase der frühen Industrialisierung, die bis 1870 andauert. Das Zeitalter von ca. 1870 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird häufig als "Zweite Industrialisierung" oder "Hochindustrialisierung" bezeichnet. Die Phase zwischen den Weltkriegen (1918–1939) ist als "Transkriegsphase" geläufig, und die 1950er und 1960er Jahre bis zum Ölpreisschock 1973 sind als "Dritte Industrialisierungsphase" oder auch wahlweise als "Goldenes Zeitalter" bekannt. Die Handels- und Verflechtungsgeschichte kennt ähnliche Einteilungen. Man spricht häufig vom Zeitalter der "Proto-" oder "Frühen Globalisierung" zwischen 1500 und 1800 (beginnend mit den Entdeckungsfahrten des Christoph Columbus (1451–1506) 1493 und Vasco da Gamas (1469–1524) um das Kap der Guten Hoffnung 1499/1502) und der eigentlichen Globalisierung des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden neue Handelswege sowie Kommunikations- und Transporttechnologien erschlossen und die europäischen und globalen Handelsströme, hinsichtlich ihres Volumens und ihrer Strukturen, nachhaltig umgestaltet.4 Nach den letzten Berechnungen5 des britischen Ökonoms Angus Maddison (1926–2010), vervierfachte sich das Bruttoinlandsprodukt Europas, das als ein grobes Maß für die Entwicklung von Produktivität und für den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung einer Gesellschaft dient, pro Kopf zwischen 1500 und 1946, von 797 auf 3917 Internationale Dollar. Nimmt man als Referenzjahr 1941, als die Rüstungsmaschinerie in Deutschland und Westeuropa auf Hochtouren lief, so ergibt sich ein Anstieg um mehr als das fünffache. Dabei verlief die langfristige ökonomische Konjunktur in Wellen. Während der sogenannten Frühen Neuzeit stieg die gesamtwirtschaftliche Leistung nach diesem Rechenmodell in Nordwesteuropa, der führenden Wirtschaftsregion der Zeit, nur um die Hälfte, nämlich um 55 Prozent auf 1235 Internationale Dollar. Im Unterschied dazu wuchs sie alleine in den fünf Jahrzehnten der Globalisierung (1820–1870) um 69 Prozent auf 2080 Internationale Dollar, um auch danach stetig weiter zu klettern, nämlich um 77 Prozent auf 3687 Internationale Dollar im Jahr 1913. Nach dem ersten Weltkrieg begann die Zwischenkriegsphase. Diese Zeit war für einige Länder und Bevölkerungskreise äußerst bedrückend und von verschiedenen wirtschaftlichen Schicksalsschlägen, wie der Depression nach 1918 und der Inflation in Deutschland 1923, gekennzeichnet. Protektionismus, Depression und anschließende Aufrüstung und Mobilmachung der 1930er Jahre sowie der drastische Einbruch durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs fielen in diese Phase. Zwischen 1913, dem letzten Vorkriegsjahr, und 1946, dem ersten Nachkriegsjahr, wuchs die nordwesteuropäische Wirtschaft kaum, nämlich von 3687 auf 3917 Internationale Dollar. Dies entsprach einem Wachstum von 6 Prozent; für die gesamte Transkriegsphase machte dies etwa eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 0.1 bis 0.2 Prozent aus. Durch die beiden Weltkriege und die Weltmarktverluste führender Industriezweige, insbesondere Großbritanniens, und die wirtschaftlichen wie politischen Krisen der Zeit schmolz das Wachstumspotenzial der europäischen Gesellschaften rapide. Dies gilt auch hinsichtlich der ökonomischen Integration. Gemessen am Anteil der ausländischen Direktinvestitionen am gesamteuropäischen Wirtschaftsvolumen, eine Maßzahl für den grenzüberschreitenden Kapitalverkehr, wurde der Stand der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Integration Europas von 1913 erst wieder um 1980 erreicht.
Die von Wirtschafts- und Globalhistorikern oftmals über lange Zeiträume hinweg konstruierten Konjunkturen weisen auch kleinere Zwischenzyklen auf. Um die Vergleichbarkeit über große Räume und lange Zeiten zu erhalten, können hier aus Mangel an verlässlichen Daten zum Pro-Kopf-Einkommen, andere wirtschafts- und sozialstatistisch relevante Zahlen betrachtet werden. Wirtschaftshistoriker haben in der Vergangenheit häufig ein sogenanntes malthusianisches Modell angewendet. Ausgehend von Überlegungen zum Zusammenspiel von Bevölkerungszahlen, verfügbaren Nahrungsmittelressourcen (Getreide) und begrenzter technologischer Parameter lässt sich mithilfe überlieferter Getreidepreisreihen und Lohnserien für bestimmte homogenisierte Berufssegmente (z.B. Steinmetze, Tagelöhner) zumindest ansatzweise für die größeren Städte Europas dokumentieren, wie sich das Realeinkommen6 entwickelte. Hier ergibt sich für die meisten Gebiete Europas eine ähnliche Entwicklung, allerdings mit regionalen Unterschieden. Das 16. Jahrhundert wird gemeinhin als ein Zeitalter des Bevölkerungswachstums angesehen, in dem es zu erheblichen Reallohnverlusten kam. In den Niederlanden fielen die Löhne im Baugewerbe um ca. 6 Prozent, in England (London) immerhin um 15 Prozent, in Süddeutschland und den Österreichischen Erblanden (München, Augsburg, Wien) sogar um ganze 34 Prozent. Im 17. Jahrhundert stagnierte die Bevölkerung in den meisten Teilen Europas, mit Ausnahme der Niederlande und der südöstlichen Gebiete Englands, vor allem London. In den Niederlanden stiegen die Reallöhne zwischen 1600 und 1700 wieder auf ihr Ausgangsniveau von 1500. Hier befand sich die führende und reichste Nation ihrer Zeit in ihrem "Goldenen Zeitalter", einem für die Zeit beispiellosen ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturwandlungsprozess, welcher das holländische Pro-Kopf-Einkommen zwischen ca. 1500 und 1750 auf nahezu das Zweifache des gesamten nordwesteuropäischen Durchschnitts steigen ließ. Im übrigen Kontinentaleuropa wurde nur ein Teil der Wohlstandsverluste des 16. Jahrhunderts wettgemacht. Das ökonomische Potenzial stieg nicht ("Krise des 17. Jahrhunderts").7 Während des 18. Jahrhunderts erlitten viele Gebiete Europas wieder herbe Verluste, während die atlantischen Ökonomien, England und Niederlande, ihr Wohlstandsniveau in etwa halten konnten.
Im 19. Jahrhundert kam es zu großen Veränderungen, durch die erstmals in der Geschichte die malthusianische Falle und der Zusammenhang von Bevölkerung, Nahrungsspielraum und Einkommen in Frage gestellt wurde.8 Zwischen 1800 und 1950 wuchs die Bevölkerung Europas um 123 Prozent von 115 auf 257 Millionen Menschen, während die gesamtwirtschaftliche Leistungskraft – das Bruttoinlandsprodukt Nordwesteuropas – um 813 Prozent und das Pro-Kopf-Einkommen um 305 Prozent anstiegen. Das Wachstum der durchschnittlich zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Ressourcen verlief also doppelt so schnell wie das Bevölkerungswachstum.
Über den Außenhandel Europas ist viel weniger bekannt. Dies liegt nicht zuletzt an der schwierigen Quellenlage, der territorialen Zersplitterung vor allem Mitteleuropas bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, der äußerst bruchstückhaften Erfassung von Warenströmen und der Schwierigkeit, ungleichartige Zahlen mit unbekannter Fehlerwahrscheinlichkeit für teilweise hunderte von Regionen und Ländern über nicht standardisierte Erhebungszeiträume hinweg zu erheben. Hier wird häufig auf Proxy-Daten zurückgegriffen. Beispielsweise wird davon ausgegangen, dass die Zahl der aus Asien zurückkommenden und mit Gewürzen beladenen Schiffe durchschnittlich jährlich um 1.01 Prozent (1500–1600), 1.24 Prozent (1600–1700) und schließlich 1.16 Prozent (1700–1800) zunahm.9 Während der Frühen Neuzeit erschien ein durchschnittliches jährliches Wachstum von ca. 1.2 Prozent gegenüber einem geschätzten durchschnittlichen Wachstum von 0.24 Prozent für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Europas nicht nur respektabel, sondern gleichsam gigantisch. Damit war das Handelswachstum Europas und der Welt zu dieser Zeit etwa fünfmal so dynamisch wie das Wirtschaftswachstum. Eine vergleichbare Dynamik hat es zu keinem anderen Zeitraum in der Geschichte gegeben. Selbst in den knapp zweihundert Jahren zwischen 1820 und heute betrug der langfristige Verflechtungsgrad der Weltwirtschaft nur etwa 1.2, in der Frühen Neuzeit mehr als das dreieinhalbfache (3.0). Dies bedeutet, dass sich bereits vor dem eigentlichen Zeitalter der "Globalisierung" eine zunehmende Tendenz zur Verflechtung Europas mit der Welt und der europäischen Regionen untereinander abzeichnete. Das Außenhandelsvolumen wuchs langfristig schneller als die gesamte Wirtschaftsleistung Europas. Nur über kurzfristige Zeiträume betrachtet, etwa während der Industrialisierungs- und Globalisierungsphase des 19. Jahrhunderts, waren diese Wachstumsraten noch eindrücklicher.
Und auch für Europa, vor allem den Nordwesten als erste Industrialisierungsregion der Welt, ergibt sich zwischen 1820 und 1870 ein Anstieg des Handelsvolumens um das Achtfache (793 Prozent), während von 1850–1870 die Wirtschaftsleistung Europas um ein Viertel (26 Prozent) wuchs.10 Wiederum war das Außenhandelswachstum ungleich dynamischer als die eigene europäische Wirtschaftsleistung, was die Bedeutung des Außen- und auch des Interkontinentalhandels für die europäische Wirtschaft, aber auch die wirtschaftliche Verflechtung Europas, zusätzlich unterstreicht. Wichtig ist, dass bereits seit dem Ausgang des Mittelalters die gesamtwirtschaftliche und kommerzielle Entwicklung Europas zunehmend miteinander verbunden waren. Es kam hier nicht nur zu einem Austausch von Gütern innerhalb Europas, sondern auch vermehrt zu Begegnungen mit der außereuropäischen Welt.11 Neben der wirtschaftlichen Integration dürften die transkulturellen Verflechtungen bereits während der Frühneuzeit zugenommen haben. Reiseberichte, Chroniken, Schiffstagebücher, Zollbücher und Handelsstatistiken der wichtigsten nordwesteuropäischen Staaten geben hierüber vor allem seit dem späten 17. Jahrhundert Auskunft. Nach 1800 führten die Verbindungen zwischen einer dynamischen, zunehmend industrialisierten europäischen Wirtschaft und der Außenwelt zu einer ungleichen Arbeitsteilung, der Ausbildung von Warenketten und der Verdrängung ärmerer Weltregionen an den ökonomischen Rand. Letztere Bereiche agierten mehr und mehr als Rohstofflieferanten für die industrialisierte Welt. Manche Forscher sprechen diesbezüglich von einer Entwicklung in die Unterentwicklung.12 Deutlich ist zumindest, dass sich die ökonomischen Scheren, insbesondere hinsichtlich des Wachstumspotenzials der einzelnen Weltregionen nach 1800, weiter öffneten. Die ökonomische Leistungskraft weiter Teile Asiens, Lateinamerikas und Afrikas fiel nach 1820 weiter hinter Europa zurück als je zuvor.13
Auch die Struktur des Handelsvolumens veränderte sich entscheidend. Europa war eine territorial relativ stark fragmentierte Makro-Region mit einer langen, teilweise stark zerklüfteten Küstenlinie zum Atlantik, der Nordsee, der Ostsee und zum Mittelmeer. Desolate Straßen sowie mangelnde institutionelle, infrastrukturelle und wirtschaftspolitische Koordination auf zwischen- und überstaatlicher Ebene machten den Seehandel für lange Zeit vor 1900 zur attraktiveren Alternative für den Transport von Massengütern über weite Strecken.14 Während in der vorindustriellen Phase vor allem Massenfrachtgüter des täglichen Bedarfs mit niedrigen Stückkosten15 über See gehandelt wurden, gewannen in der Globalisierungs- und Industrialisierungsphase des 19. Jahrhunderts Fertigwaren und industrielle Rohstoffe im europäischen Außen- wie im Interkontinentalhandel an Bedeutung. Die Struktur des Handelsvolumens einzelner Länder und Regionen reflektiert also auch den unterschiedlichen Stand der wirtschaftlichen Entwicklung. Betrachtet man die Verteilung des Handelsvolumens auf See und Land sowie den Beitrag des Außenhandels zur gesamtwirtschaftlichen Leistung, ist es noch schwieriger, zu belastbaren Schlussfolgerungen zu gelangen. Schätzungen für Russland im 18. Jahrhundert gehen von einem Anteil des Landhandels von 98 Prozent und von 2 Prozent für den Seehandel aus. Dieser Wert ergibt sich aus dem Anteil des Außenhandels am Sozialprodukt, welcher für Russland auf 2 Prozent geschätzt wird.16 Für reichere und entwickeltere offene Volkswirtschaften, wie England oder die Niederlande, lag der Anteil des Außenhandels an der gesamtwirtschaftlichen Leistung bereits in der Frühneuzeit deutlich höher. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts könnte er für Exporte etwa 12 bis 15 Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts betragen haben.17 Gleiches gilt für die Niederlande.
Bevor anhand ausgewählter Fallstudien ausführlichere Bemerkungen zur Verflechtungsgeschichte von Handel und Wirtschaft sowie von unterschiedlichen Nationen und Kulturen getroffen werden können, soll das Thema noch kurz in theoretisch-konzeptionelle Zusammenhänge eingeordnet werden. Menschen treiben Handel, um sich durch ökonomische Spezialisierung Effekte auf Wohlstand und Einkommen zu sichern, die sie in einer Welt ohne Handel nicht erreichen könnten. Nach David Ricardos Theorie des komparativen Vorteils, einer berühmten Hypothese aus dem 19. Jahrhundert, sollte sich eine Ökonomie auf die Herstellung jener Waren fokussieren, für die sie im Vergleich zur jeweils anderen Handelsware18 weniger Ressourcen19 aufwenden muss als der jeweilige Handelspartner. Im Gegenzug wird mehr erzeugt als man selber braucht. Überschüsse werden exportiert und dafür diejenigen Waren eingekauft, welche man zur Bedarfsdeckung benötigt, aber – relativ gesehen – nicht so kostengünstig herstellen kann wie der andere Handelspartner. Die moderne, auf industrialisierte Volkswirtschaften Nordwesteuropas und des nordatlantischen Raums zugeschnittene Außenwirtschaftstheorie geht davon aus, dass beide Seiten von dieser Arbeitsteilung profitieren, da beide insgesamt mehr Waren und Dienstleistungen konsumieren als zuvor (das heißt in einer hypothetischen Welt ohne Arbeitsteilung). Historisch gesehen, vor allem bezogen auf die Zeiträume vor der Industrialisierung, muss man hier deutliche Einschränkungen bzw. Revisionen vornehmen. Dass das Modell, das ursprünglich für England und Portugal entworfen worden war, auf Basis der zwei Handelswaren "Wein" (Portugals Spezialisierung) und "Tuch" (England), in einen Zustand der Unterentwicklung führen kann, wurde lange übersehen. Dies bedeutet, dass derjenige, welcher sich auf die Primärproduktion, in diesem Fall Portugal, spezialisiert, langfristig gegenüber dem Fertigwarenproduzenten, hier England, an Dynamik und Wachstumspotenzial verliert. Handel muss nicht zwangsläufig Wohlstandsgewinne für alle Beteiligten nach sich ziehen, so wie es die modernen Lehrbü
Ein ähnliches Spezialisierungsmodell, entwickelt von den schwedischen Wirtschaftshistorikern und Ökonomen Eli Heckscher (1879–1952) und Bertil Ohlin (1899–1972) sagt voraus, dass sich Ökonomien jeweils gemäß ihrer jeweiligen Faktorausstattung, d.h. der relativen (im Ländervergleich) Verteilung der Produktionsfaktoren (hier hpts. Arbeit, Boden und Kapital), spezialisieren. Länder oder Ökonomien, in denen der Faktor Arbeit relativ zum Faktor Kapital (hier ist der Produktionsfaktor Boden inbegriffen) umfangreich vorhanden ist, werden von einem international niedrigen Lohnniveau profitieren und arbeitsintensive gegenüber kapitalintensiven Produktionsprozessen (etwa in der Industrie bzw. der Hochindustrie) vorziehen und umgekehrt. Dabei geht dieses Modell, anders als das Ricardianische, von einer gleichartigen Produktionsfunktion aus: Beide Länder sind in beiden Sektoren gleich produktiv. Aber eine Spezialisierung lohnt sich, so die theoretische – und abermals historisch betrachtet eher realitätsferne – Annahme, wie für Portugal im 18. und 19. Jahrhundert, das sich auf einen Prozess spezialisierte, der vergleichsweise mehr Arbeits- als Kapitalinput benötigte (Wein), und für England, das sich auf einen Prozess spezialisierte, der maßgeblich auf dem Einsatz von Fixkapital, etwa Maschinen und Brennstoffen, Eisen sowie maschinell hergestellten Garnen und Tuchen, beruhte. In England war das durchschnittliche Lohnniveau im internationalen Vergleich bereits im 18. Jahrhundert so hoch und Kohle so umfangreich vorhanden, dass sich die Spezialisierung auf eine kapitalintensive industrielle Produktionsweise lohnte. Nach Meinung einiger Forscher gab sie den ökonomischen Anstoß für die Erforschung und Entwicklung maschineller und mechanischer Produktionsweisen im Textilbereich sowie in der Schwerindustrie und schuf somit die Grundlagen für die erste industrielle Revolution.20 In diesem Modell werden allerdings die verschiedenen Einkommenselastizitäten für Rohstoffe im Vergleich zu Fertigwaren außer Acht gelassen. Für den Rohstoffproduzenten können diese Unterschiede zu einer weniger dynamischen Entwicklung bis hin zur Unterentwicklung führen. Dies ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie eine historische Betrachtung wirtschaftlicher Prozesse, für die empirisches historisches Material herangezogen wird, die Theorie um wichtige zusätzliche Einsichten bereichern kann. Dadurch wird es möglich, das Modell anzupassen, zu revidieren und zu verbessern. So ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig fraglich, ob Freihandel oder ein generell liberalisierter Außenhandel ohne belastende Zollschranken für alle Beteiligten profitabel ist bzw. zu einer für alle Beteiligten förderlichen wirtschaftlichen Entwicklung führt, wie es die Mainstream-Theorien des 20. Jahrhunderts zumeist suggerieren.
Die nun folgenden Abschnitte sollen verdeutlichen, welche Rolle der Handel für die beteiligten Akteure spielt, und – mit Blick auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen – hervorheben, welche Chancen und Risiken eine zunehmend wirtschaftliche Verflechtung mit der Außenwelt mit sich bringt.
Handels- und Verflechtungsgeschichten
Silber – Europa und Asien im Zeitalter der Frühglobalisierung
Die Rückkehr der ersten Handelsflotte unter Vasco da Gama stellte den krönenden Abschluss einer langen Such- und Investitionsphase der Portugiesen dar. Sie hatten seit dem beginnenden 15. Jahrhundert versucht, die Südspitze Afrikas zu umfahren und durch die Route um Afrika herum in den Indischen Ozean, das Chinesische Meer und zu den Molukken (Gewürzinseln) vorzudringen.
Wie bereits gezeigt, nahm der Interkontinentalhandel auf der Gewürzroute im 16. Jahrhundert an Frequenz und Volumen beachtlich zu. Das lange bestehende Monopol Venedigs auf den Zwischenhandel mit Gewürzen wurde gebrochen. Seit dem Mittelalter waren diese Waren über Indien, Hormuz, Mocha und durch das Rote Meer via Alexandria nach Venedig gebracht worden, wo sie den Venezianern beispiellose Gewinnspannen und Reichtum beschert hatten. Zwischen ca. 1500 und 1517 kam es zu einem kurzen, dafür aber umso radikaleren Bruch mit bestehenden Handelsmustern, nachdem Lissabon neben Venedig an die zweite Stelle als Gewürzhandelsentrepôt getreten war. Vor allem oberdeutsche Kaufleute verbündeten sich als Kapitalgeber mit der portugiesischen Krone. Die Portugiesen gestatteten diesen Kaufleuten gegen beachtliche Monopolrenten das alleinige Recht auf die Gewürzeinfuhr durch den Stapelmarkt21 Lissabon. Im Gegenzug lieferten die Kaufleute und Handelsherren aus Nürnberg und Augsburg, allen voran die Augsburger Fugger und Welser, das Zahlungsmittel Silber, das zur Finanzierung dieser Handelsströme und zur Inwertsetzung des portugiesischen Stützpunktesystems in Afrika und im Indischen Ozean notwendig war. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts befanden sich in Mitteleuropa die wichtigsten Silberquellen der Welt, insbesondere die Silberminen am Falkenstein in Tirol, im Harz und im sächsisch-böhmischen Erzgebirge. Etwa 80 Prozent der europäischen Silbervorräte wurden um 1500 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gewonnen; seit ca. 1470 gab es dort ein dynamisches Wachstum. Nach 1500 kamen die heiß laufenden Saigerhütten am Thüringer Wald hinzu. Hier übernahmen finanzschwere Nürnberger und Augsburger Kaufleute ein technisch aufwändiges und kostenintensives Verfahren, mit dem sie dem silberhaltigen Kupferschiefer aus dem Mansfelder Revier das Silber entzogen. Das Produkt verteilte man weit über die Landesgrenzen hinaus quer über Europa und außereuropäische Regionen. Anders als man möglicherweise erwarten könnte, besserte sich die Versorgung mit Silber aber nicht. Stattdessen stieg der Silberpreis zwischen 1470 und 1530 praktisch überall im Reich an. Zudem gab es nach 1500 und noch bis in die 1530er Jahre einen ausgeprägten Deflationszyklus im Reich, der depressive Züge trug. Das gesamtwirtschaftliche Preisniveau fiel zwischen 1500 und 1530 oder blieb niedrig. Im Zeitalter der Reformation wuchs die Bevölkerungszahl, und die zur Verfügung stehenden ökonomischen Ressourcen nahmen langsam aber stetig ab. Gleichzeitig wurden immer größere Anteile der steigenden Silberproduktion aus Deutschland exportiert, um 1510 besonders nach Antwerpen und Lissabon. Hochrangige Vertreter der oberdeutschen Kaufmannschaft aus Augsburg und Nürnberg verkehrten in Lissabon, als es darum ging, Silber in die portugiesische Münzstätte, der Casa da Moeda in Lissabon, zu liefern. Durch dieses Silber gelang es, die portugiesische Expansion nach Ostafrika und Indien zwischen 1480 und 1520 zu finanzieren. Bereits um 1500 kam es mithilfe der Handelsware Silber und den damit verbundenen Interessen der Handelspartner zur globalen Verflechtung und zu Interaktionsprozessen zwischen Europa und Asien. Aus einem Vergleich der Silberpreise in Europa gegenüber anderen Regionen der Welt wird deutlich, welcher nüchternen Logik diese Verflechtungsprozesse folgten und welche Auswirkungen sie auf die mitteleuropäischen Ökonomien und Gesellschaften hatten.
Allein die Verschiffung von Silber von Europa nach Asien konnte dem Abwickler einen Arbitragegewinn22 einbringen, der durch die Preisdifferenzen zwischen den Kontinenten zustande kam. Im Reich aber fehlte dieses Silber und damit Geld. Diese angespannte Situation ließ sich auch anhand der Deflation zu einer Zeit des Bevölkerungswachstums ablesen, als die Preise eigentlich – zumindest der Intuition nach – hätten steigen müssen. Doch der Quantitätstheorie gemäß kann auch eine steigende Wirtschaftsaktivität mit einem Fall des Preisniveaus einhergehen, nämlich dann, wenn die zur Verfügung stehende Geldmenge nicht im gleichen Maß wie die Zahl der Wirtschaftssubjekte zunimmt. Genau dies war im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts der Fall. Diese deflationäre Depression brachte im Zeitalter der Reformation eine Reihe ungleichgewichtiger Strukturwandlungs- und Anpassungsprozesse mit sich. Damit verbunden war auch eine deutliche Münzabwertung und Münzverschlechterung sowie viele Unruhen im urbanen und vor allem ruralen Umfeld. Hinzu kamen gesellschaftliche Diskurse über die Verminderung des Münzfeingehalts, über Wucher, "schlechtes" Geld und die hohen Gewinne der Kaufleute durch den Silberexport.23
Langfristig wuchs jedoch seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Geldmenge, die in Europa zirkulierte. Dies ergab sich durch die zunehmenden Silbereinfuhren aus den zentral- und südamerikanischen Minen, vor allem aus Potosí, nach Europa und trotz der stetigen Abflüsse ins Baltikum, nach Italien und die Levante sowie nach Asien. Bereits seit Ausgang des 15. Jahrhunderts war eine Verknappung der pro Kopf der Bevölkerung verfügbaren ökonomischen Ressourcen spürbar, vor allem von lebenswichtigen Gütern des Grundbedarfs, wie Getreide und Fleisch, was sich in den Preisen widerspiegelte. Seit dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts und bis um das Jahr 1620 herum stiegen überall in Europa die Preise für Grundnahrungsmittel stärker als die Löhne und die Preise für gewerbliche Produkte. Es kam zur sogenannten Preisrevolution, einer Inflation, welche sich mit einer steigenden Wachstumsrate von ca. 1.2 Prozent pro Jahr im Vergleich zu späteren Zeiträumen zwar vergleichsweise bescheiden, für die Zeitgenossen aber durchaus deutlich auswirkte.24
First Modern Economy? Das "Goldene Zeitalter" der Niederlande (ca. 1500–1750)
Zwischen 1500 und 1800 avancierten die Niederlande zur reichsten Volkswirtschaft Europas. Während das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Niederländers25 um 1500 ungefähr dem europäischen Durchschnitt entsprach, betrug das Pro-Kopf-Einkommen um 1700 bereits das Doppelte, obgleich das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sowohl in Nordwesteuropa als auch in den Niederlanden währenddessen gestiegen war.26 Die Niederlande wählten dabei folgende Strategie: Durchlässigkeit und relative Freiheit der Faktormärkte Arbeit, Boden, Kapital sowie hohe landwirtschaftliche Produktivitätsniveaus, die es ihnen erlaubten, einen hohen Anteil von Nicht-Landwirten und eine stark arbeitsteilig organisierte Wirtschaft zu stützen. Hinzu kam eine Staatsgewalt, die Eigentumsrechte schützte, Bewegungsfreiheit und freie Berufswahl garantierte, kapitalistischem Erwerbsstreben und Wirtschaftswachstum positiv gegenüber stand und die entsprechenden marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen schuf. Außerdem verfügten die Niederländer über technologisches und arbeitsorganisatorisches Know-how, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Ebenso wichtig war ein breit gefächertes Angebot von Waren und Konsumgütern, die den Konsum und die Produktion beförderten.
Besonders bedeutend war aber der Außenhandel. Großen Anteil am Wachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung hatte die seit 1500 vorangetriebene Spezialisierung. Vorteile ergaben sich vor allem durch die Schlüsselsektoren der Hochseefischerei, des Schiffbaus, des Seetransports und damit des Außenhandels bzw. der Transportdienstleistungen sowie durch das Banken- und Finanzwesen im Weltfinanzzentrum Amsterdam. Diese Bereiche waren jeweils dynamisch miteinander verknüpft und übten positiven Einfluss auf die übrigen Sektoren der Wirtschaft aus. Um 1700 besaßen die Niederlande die größte Handelsflotte Europas und wickelten pro Kopf das höchste Handelsvolumen ab.27 Hinsichtlich ihrer Produktivität waren sie besonders im Transportwesen überlegen und in der Lage, kompetitive Frachtraten anzubieten und damit zum Transporteur der Welt zu avancieren.28 Das Zinsniveau war hier im internationalen Vergleich deutlich niedriger, Kapitalmärkte tiefer und das Vertrauen des Publikums in staatliche Institutionen als Gläubiger und sicherer Hafen für die Anlage überschüssiger Kapitalien stärker ausgeprägt. Einerseits reflektieren die bereits seit dem ausgehenden Mittelalter hohen Verstädterungsraten der Niederlande diesen Vorsprung. Um 1600 belief sich die Verstädterungsrate der Niederlande, gemessen am Anteil der Stadtbevölkerung in Städten über 10000 Einwohner, auf knapp 25 Prozent, während das Heilige Römische Reich Deutscher Nation etwa mit knapp 4 Prozent in der Semiperipherie lag.
Andererseits haben vergleichende Studien zum internationalen Reallohnniveau29 ergeben, dass bereits um 1500 eine deutliche Kluft bestand. Arbeitskräfte in London erhielten einen um 25 Prozent höheren Lohn als ihre Kollegen in Ostmitteleuropa. Diese Unterschiede verstärkten sich im Verlaufe der Frühneuzeit noch. Im 18. Jahrhundert war der durchschnittliche Niederländer und Londoner fast doppelt so gut bezahlt wie sein Gegenüber in Krakau. Er hatte nicht den Reallohnverlust der frühen Neuzeit hinnehmen müssen, der umso charakteristischer für das soziale und ökonomische Gefüge und seine Entwicklung im Zeitverlauf für Kontinentaleuropa war, je weiter man sich nach Osten bewegte. Diese Abweichung ist eines der auffälligsten Merkmale der kontinentaleuropäischen Wirtschaftsgeschichte sowie Ausdruck vielfältiger und vernetzter Prozesse.30 In den Niederlanden gründete dieses Wachstum auf dem Aufbau einer beachtlichen Handelsflotte und dem Transport zunächst vergleichsweise billiger Massenschüttgüter, wie Getreide und Salz. Im Nordwestaustausch zwischen dem Baltikum und der Nordsee bzw. dem Atlantik hatte der Handel mit diesen Waren seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert an Frequenz, Regelmäßigkeit und Volumen zugenommen. Der Import von Getreide im Gegenzug für Fischlieferungen und spanisches Baiensalz an die Ostsee folgte den Grundsätzen internationaler Arbeitsteilung und wirtschaftlicher Spezialisierung, ähnlich denen der modernen Außenwirtschaftstheorie. Der Fokus lag auf vergleichsweise kapitalintensiveren Produktionsprozessen, vor allem Veredelungsbereichen (d.h. die Produktion von Käse statt Milch, oder die Viehmast anstatt Viehzucht), und der Auslagerung von vergleichsweise wenig kapitalintensiven und damit weniger nachfrageelastischen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie der Getreideerzeugung, in die ärmeren Randbezirke Europas, insbesondere die ostelbischen Gebiete des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und Polens. Auch in der Hochseefischerei arbeiteten die Niederländer mit kapitalintensiven und arbeitsteilig stark ausdifferenzierten Produktionsprozessen, etwa indem sie eine in die hunderte zählende Fangflotte alljährlich im Frühsommer in die Heringsgründe im Norden der britischen Inseln schickten. Dort wurde mithilfe akribischer und synchronisierter Arbeits- und Produktionsschritte eine für die Zeitgenossen beneidenswert gigantische Menge Fisch gefangen, verarbeitet und weiterverkauft. Auch im Gewürzhandel, dem Aufbau der ersten modernen Aktiengesellschaft, wie der Verenigden Oostindischen Compagnie, erwiesen sich die Niederländer als führend. Die beispiellose Produktivität auch im kulturellen Bereich, insbesondere in der bildenden Kunst, zeugt von diesem Vorwärtssprung. Dies zeigen sprichwörtlich die Gemälde niederländischer Meister des "Goldenen Zeitalters", vor allem im 17. Jahrhundert.31
Verflechtungen und Interaktionen mit der Außenwelt, mit anderen Märkten und Regionen Europas und zunehmend der außereuropäischen Welt, vor allem Asien, waren ein zentraler Bestandteil dieses wirtschaftlichen Wachstums- und Strukturwandlungsprozesses. Diese Prozesse belegen die Bedeutung transkultureller Verflechtungen als nicht nur förderliche, sondern geradezu unabdingbare Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung. Das niederländische Wirtschaftswunder war anderen Staaten und Akteuren der Zeit oft ein Dorn im Auge, aber auch Ansporn, ähnliche Impulse und Erfolgsrezepte niederländischer Prägung in den eigenen Hoheitsgebieten umzusetzen.32
Das Wachstum des englischen Außen- und Überseehandels seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts ist ein augenscheinliches Beispiel. Viel niederländisches Fachwissen, aber auch kulturelles und ökonomisches Kapital wanderte seit ca. 1660 von Amsterdam nach London. Die Engländer reagierten auf das kommerzielle Übergewicht der Niederlande zudem mit drei Handelskriegen (1652–1654, 1655–1667 und 1672–1674) und mit der Errichtung hoher Zollschranken sowie anderer protektionistischer Maßnahmen. Ziel des Zollgesetzgebungssystems, das unter der Restoration Karls II. eingerichtet worden war, war unter anderem die Verdrängung der Holländer aus dem internationalen Transport- und Versicherungsgeschäft. Dies gelang, indem vor allem die amerikanischen und karibischen Besitzungen intensiv genutzt und der Direkthandel mit Kolonialwaren auf englische (nach 1707 britische) Akteure limitiert wurde – Maßnahmen, die langfristig von Erfolg gekrönt waren.33
Das Individuum und der Wandel in der Konsumstruktur als Wirtschaftsmotor: Die "Revolution des Gewerbefleißes" (1650–1800)
Die traditionelle Geschichtswissenschaft hat dem Individuum über lange Zeiträume hinweg die grundlegende Handlungsfreiheit und damit auch die Einflussmöglichkeiten auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung abgesprochen. Auch Wirtschafts- und Sozialhistoriker zogen es oft vor, lange Zeitreihen anonymisierter Massenaggregate (d.h. etwa Bruttoinlandsprodukt, Reallöhne usw.) zu konstruieren, in welchen der Mensch nicht als Individuum, sondern nur als einer von vielen Datenpunkten vorkam. Makroökonomische Daten, wie Preise, Löhne und Realeinkommen, führten noch bis in jüngste Zeit immer wieder zu der Schlussfolgerung, dass die Mehrzahl der Menschen in der vorindustriellen Zeit entweder am Hungertuch genagt oder knapp über der Subsistenzgrenze gelebt habe, es also kaum Spielraum für wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum im Europa der vorindustriellen Zeit gegeben habe.34 Diese Wertungen sind in der jüngeren Forschung, vor allem von Jan de Vries ,35 grundlegend revidiert worden. Wie schon das vorangegangene Beispiel des niederländischen "Goldenen Zeitalters" zeigt, gab es auch in der Vormoderne dynamische Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten im Wirtschafts- und Konsumprozess. Der beispiellose Aufschwung des Kolonialhandels von ca. 1650–1800, vor allem der Importe von Zucker,36 Tabak,37 Kaffee, Tee und Schokolade, verweist darauf, dass Konsumausgaben, die über die überlebensnotwendige Trias Nahrung, Kleidung und Heizung hinausgingen, für die Europäer durchaus möglich waren.38 Große Mengen dieser Produkte wurden re-exportiert39 und zwar hauptsächlich auf den kontinentaleuropäischen Markt. Bereits während des Dreißigjährigen Krieges ist das Tabakrauchen bei Söldnern aller beteiligten Heere nachgewiesen. Holländische Maler der Zeit haben es vor allem bei den unteren Schichten der Bevölkerung als beinahe selbstverständliches Motiv angesehen. Die außereuropäischen Luxuswaren waren seit Mitte des 17. Jahrhunderts Teil des Konsums und der Präferenzen der einkommensschwächeren Schichten.40
Wie ist diese Entwicklung zu erklären? Auf der Angebotsseite stieg, nicht zuletzt aufgrund des kommerziellen Wettbewerbs auf hoher See zwischen den Niederlanden und England im Merkantilzeitalter (1600–1800/1850), die Produktivität im Seetransport und die Transaktionskosten sanken. Besonders die Holländer schafften es, das Verhältnis von Schiffstonnage zu Crewbesatzung nachhaltig auf ein kompetitives Niveau zu reduzieren. Diese Maßnahme erlaubte ihnen, für den Rest Europas Transportdienstleistungen wahrzunehmen. Die Förderung der kolonialen Ökonomie durch die Navigationsakte (Navigation Act) 1651/1660, das Zollsystem der Restauration 1660 und eine restriktive Handels- und Zollpolitik trugen dazu bei, die Kolonialwarenströme so zu lenken, dass nach 1660 ein größerer Teil der karibischen und nordamerikanischen Konsumgüter über England und ab 1707 auch Schottland eingeführt werden konnte. Dort mussten die Waren zunächst landen, bevor sie auf europäische Märkte weiterverteilt wurden. Diese Monopolgewinne stimulierten das kaufmännische Bestreben britischer Unternehmer erheblich.41 Die Kaufleute konnten die Güter zu niedrigen Stückkosten und in großer Anzahl auf den französischen, holländischen, deutschen und skandinavischen Märkten anbieten. Doch um die entsprechenden Mengen überhaupt auf den Märkten absetzen zu können, bedurfte es auch eines Strukturwandels auf Seite der Konsumenten. Seit dem 16. Jahrhundert beschäftigten sich die Menschen in vielen Teilen Nordwesteuropas mit Produktions- und Konsumfragen. In England und den Niederlanden sank im Zuge der Reformation die Anzahl der Feiertage, während die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr von 3100 im 16. Jahrhundert auf 3700 Stunden nach 1650 anstiegen. Für den Zeitraum von 1750 bis 1830 wurde für England eine Steigerung von 2700 auf 3300 Stunden nachgewiesen. Das Arbeitspensum eines Londoners wuchs entsprechend sogar um 40 Prozent.42 Mehr und mehr Menschen nahmen Nebentätigkeiten auf, vor allem im Heimgewerbe, um ihre niedrigen Einkommen aufzubessern. Sie steigerten ihren Konsum, wechselten öfter die Kleidung und tranken chinesischen Tee, gesüßt mit karibischem Rohrzucker. Man genoss die milde stimulierende Wirkung des Nikotins im Tabak, da sie das allgegenwärtige Hungergefühl dämpfte. In der Folge wuchsen der Kolonialwarenhandel und der Ostindienhandel; das Individuum wurde zunehmend in kommerzielle Zusammenhänge integriert. Folgt man der Hypothese der industrious revolution, wurden die Menschen arbeitsamer, weil sie die entsprechenden marktmäßigen und konsumpräferenziellen Anreize bekamen. Damit wurden wichtige Grundlagen für ein späteres industrielles Wachstum nach 1800 gelegt, zumindest in Nordwesteuropa, wo diese "Revolution des Gewerbefleißes"43 an immer mehr Orten und Gebieten nachweisbar ist.
Große Divergenzen, die Textilproduktion und die Rolle des Staates: Der Untergang Indiens und der Aufstieg Englands zur industriellen Nation
Ein Paradebeispiel, wie die bislang positiven Zusammenhänge auch negative Auswirkungen haben können, nämlich für den jeweiligen Handelspartner, bietet die Industrialisierung der englischen Baumwolltuchproduktion im 18. Jahrhundert. Auch hier spielt die Interaktion mit asiatischen Märkten sowie die Aufnahme von Signalen und Impulsen des Konsumenten durch die Kaufleute und Produzenten eine ausschlaggebende Rolle. Seit Ende des 17. Jahrhunderts erfreuten sich von der Londoner Ostindienkompanie eingeführte indische Baumwolltuche, Kalikos und Musselinen genannt, zunehmender Beliebtheit bei den besser gestellten Schichten Englands. Zugleich wurden Stimmen laut, den heimischen Markt vor diesen Importen zu protegieren und im Gegenzug den Absatz von selbst erzeugten Tuchen anzuregen. 1685 erfolgte eine Erhöhung des Einfuhrzolls auf indische Baumwolltuche von 7.5 auf 17.5 Prozent. 1690 gab es eine abermalige Steigerung auf nunmehr knapp 30 Prozent des Einfuhrwertes. 1700 verbuchte die heimische Lobby einen entscheidenden Erfolg, als buchstäblich jede Einfuhr verarbeiteter indischer Baumwolltuche verboten wurde. Lediglich der Import mit dem Ziel des Weiterverkaufs an Ausländer und die Einfuhr von ungebleichten und ungefärbten Kalikos und Musselinen blieb weiterhin erlaubt. Hier konnten sich die entsprechenden englischen Produzenten eine erste wichtige Stufe in der Warenkette, nämlich die Veredelung sichern. Bereits um 1711 wurde der Erfolg der Engländer im Export hochwertig veredelter Baumwolltaschentücher dokumentiert. 1721 erfolgte dann die zweite Stufe in diesem wichtigen Substitutionsprozess durch ein generelles Einfuhrverbot indischer Halbzeuge, also auch ungebleichter und unbedruckter Baumwolltuche jeder Art, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen. Abermals hatten sich die Lobbyisten der Seiden- und Wollbranche sowie der wachsenden Baumwollindustrie im Nordwesten Englands, namentlich Manchester, durchgesetzt.
Die Impulse, Strukturen und Produktionsfunktionen im Baumwolltuchsektor zu ändern, kamen ursprünglich aus einem anderen Wirtschaftsbereich, nämlich der Leinenweberei. Leinentuch war das Gewand, das ebenso preisgünstig herzustellen wie zu erwerben war und das von Europäern und Amerikanern während der wärmeren Jahreszeit am häufigsten getragen wurde. Mit dem Aufkommen der Kolonialwarenproduktion und dem daran gekoppelten Sklaven- oder Dreieckshandel seit dem 16. Jahrhundert wurde vermehrt in die wärmeren Überseebesitzungen Portugals, Spaniens, Englands sowie der Niederlande exportiert. Dort diente Leinen den Sklaven zur Bekleidung. Die Europäer dagegen nutzten den Stoff dazu, über den Export zusätzliche Produktions- und Gewinnmargen zu erzielen. Ganze Regionen Europas waren auf die Produktion von Leinentuch spezialisiert, etwa innerhalb des Heilig Römischen Reichs, Schlesiens oder weiter Teile Schottlands und Irlands. Leinen wurde hier hauptsächlich dezentral in landwirtschaftlicher Heim- und Nebenerwerbsarbeit hergestellt. Die Kontrolle über Produktion und Vermarktung übernahmen häufig überregional operierende Großkaufleute, die diese Regionen und ihr Produkt in den größeren logistischen Zusammenhang der Atlantischen Ökonomien eingliederten.
Im Nordwesten Englands, aber auch Südwesten Schottlands um Glasgow, hatten Kaufleute und Tuchproduzenten seit etwa 1730 erfolgreich Baumwoll-Leinen-Mischtuche erzeugt, die man nach der gängigen indischen Mode bedrucken und färben konnte. Diese Mischgewebe waren billiger als das reine indische Tuch. So konnte man auch die einkommensschwächeren Schichten der Gesellschaft in den Konsumprozess einbinden und generell den Absatz dieser seit ca. 1730 dynamisch wachsenden, neuen Industrie erheblich stimulieren. Diese Ersatzprodukte aus mit Leinen gemischter Baumwolle waren allerdings nur eine Übergangslösung. Nachhaltigen Erfolg versprach nur das echte Baumwollsegment, und hierzu bestanden noch beachtliche Kenntnis- und Fertigkeitsrückstände gegenüber den indischen Produzenten. Diese Lernprozesse wurden unter staatlicher Führung und Schirmung stetig weitergeführt. 1787 wurde der Importzoll auf Musseline auf 100 Prozent erhöht, und viele Kaufleute schilderten glaubhaft, dass die britischen Produzenten nun den Qualitätsstandard der Inder erreicht hätten. Zur selben Zeit wurden erste Fortschritte in der Konstruktion und Verwendung mechanischer Spindeln gemacht. Um 1780 herum erzeugten englische Baumwollproduzenten ein Tuch, das sich qualitativ mit dem indischen Erzeugnis messen konnte. Durch die Mechanisierung wichtiger Produktionsstufen, zunächst der Spinnerei und gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch der Weberei, etwa in Form dampfmaschinenbetriebener mechanischer Webstühle, war es nun ungleich kostengünstiger. Damit brach eine der Säulen des indischen Exports auf dem Weltmarkt langsam aber sicher zusammen. Nach 1830 exportierte Indien praktisch keine Baumwolltuche mehr, während England bzw. Großbritannien in der gleichen Zeit die erste industrielle Transformation in der Geschichte durchlief. Für Indien führte diese Kombination aus staatlich betriebener Protektion und Importsubstitution, die noch ganz auf den Prämissen eines merkantilistischen Schemas44 gründete, in die Unterentwicklung.45
Strukturwandel und Unterentwicklung: Die Bedeutung von Regionalität und Industrialisierung am Beispiel des Südens der USA (1800–1950)
Im 19. Jahrhundert änderten sich die Voraussetzungen für die gewerbliche und agrarische Produktion und den wirtschaftlichen Austausch grundlegend. Die Handelsverflechtungen der Europäer untereinander und mit der Außenwelt nahmen in einem bislang ungekannten Ausmaß zu. Im gleichen Maße wie die Industrialisierung der europäischen Volkswirtschaften und damit auch die Einkommens- sowie die Beschäftigungszahlen wuchsen, stieg auch die Zahl industriell gefertigter Waren und der für ihre Erzeugung benötigten Rohstoffe. Durch die neuen Transportwege (z.B. Suezkanal), Beförderungs-46 und Kommunikationsmöglichkeiten47 entstand eine intensivere wirtschaftliche Verflechtung der Welt.48 Doch führte eine zunehmende Vernetzung der Menschen und Verflechtung der Welt keineswegs zu einer Harmonisierung von Wirtschaftsprozessen und Wachstumsdynamik. Brüche, Asymmetrien und Ungleichgewichte lassen sich selbst auf regionaler Ebene innerhalb der reicheren Industrienationen nachweisen. Sie dienen als Warnhinweise, den Staat oder die Nation als einzige bzw. letztgültige Betrachtungseinheit historischer Makro-Prozesse zu verwenden. Ein Beispiel aus der Frühzeit der Vereinigten Staaten soll im folgenden gezeigt werden.
Die USA gelten als der Gewinner der zweiten Phase des Industrialisierungsprozesses. Sie hatten ihre ursprüngliche Rückständigkeit gegenüber England bis um 1900 praktisch auf allen Ebenen überwunden und hinsichtlich der Wirtschaftsleistung, dem Pro-Kopf-Einkommen und dem Export eine globale Führungsstellung erreicht, die sie bis ins 20. Jahrhundert hielten. Dennoch gab es erhebliche Leistungs- und Potenzialunterschiede auf regionaler Ebene. Diese hatten weniger mit der wirtschaftsgeographischen bzw. materiell-physischen Ausstattung dieser Gegenden zu tun als vielmehr mit einem rigiden institutionellen Rahmen, durch den ein Großteil der Bevölkerung in seiner freien wirtschaftlichen und allgemeinen persönlichen Entfaltung eingeschränkt wurde. Während Unternehmer im Norden und Nordwesten der USA seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu den führenden Herstellern von Industrieprodukten avancierten, entwickelte sich der Süden der USA temporär zu einem der führenden Exportgebiete für Rohbaumwolle. Kurzfristig bescherte der Boom, der um 1840 und 1850 besonders durch die global wachsende Nachfrage nach Baumwolle stark anstieg, den Plantagenbesitzern im Süden enorme Profite.49
Als Produktions- und gleichermaßen auch Gesellschaftssystem war die Sklaverei auf den karibischen Inseln im 16. Jahrhundert eingeführt, während des 17. Jahrhunderts "perfektioniert" und in Gebiete Festlandamerikas "exportiert" worden. Dort war, aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten, die Spezialisierung auf Rohstoffe oder Halbzeuge in Monokultur möglich.50 Die Sklaverei wurde in den USA auf politischen Druck hin erst 1865 abgeschafft.51 Bis in die späten 1850er Jahre hinein diente die Nachfrage nach Rohbaumwolle in den heiß laufenden Textilfabriken Englands um Birmingham und Manchester als entscheidender Stabilisator dieses auch nach damaligen Maßstäben archaischen Systems[]. Die Nachfrage suggerierte hohe Profitabilität für die Eigentümer der Sklaven und der Baumwollplantagen. Langfristig führte die Spezialisierung auf den für die Zeit nachgerade zentralen Rohstoff Baumwolle aber in die Unterentwicklung.
Während sich die zunehmend industrialisierten Regionen im Nordosten und Norden der USA zu den führenden Wirtschaftsregionen der Erde entwickelten, fielen die Südstaaten hinsichtlich des durchschnittlichen Einkommens, der Lebenserwartung, Kriminalitätsrate, Alphabetisierungsrate und der Arbeitslosigkeit weit hinter den Nordwesten und den mittleren Westen zurück. Die Südstaaten blieben diesbezüglich bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf dem Niveau vieler heutiger afrikanischer und Schwellenländer. Hier bietet die Handelsgeschichte eine wichtige Lektion: Rohstoffexporte haben langfristig deutlich kleinere Multiplikatoreffekte als Exporte von Fertigwaren. Wer sich auf Rohstoffproduktion und Exporte spezialisiert, verliert langfristig an Wachstumspotenzial, besonders im Vergleich zu Exporteuren von Fertigwaren, auch wenn es kurzfristig zu durchaus spektakulären Wachstumsraten und Booms kommen kann, wie in den Südstaaten der USA während der 1850er Jahre. Das geringere Wachstum hängt damit zusammen, dass die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Rohstoffen im Vergleich zu Fertigwaren weniger stark ausfällt. Ist eine Volkswirtschaft oder eine Region in dichtere arbeitsteilige und logistische Zusammenhänge mit der Außenwelt eingebunden, konzentriert sich aber entweder auf einen bestimmten Rohstoff, ohne diesen selbst zu verarbeiten, oder behält ein dem Wachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung abträgliches Gesellschafts-, Rechts- und Institutionensystem bei, wächst mit dem zunehmenden Verflechtungsgrad die Gefahr zu scheitern. Dass davon nicht einmal vergleichsweise reiche Länder und Volkswirtschaften ausgenommen sein müssen, belegt das hier skizzierte Beispiel.
Fazit
Europa stellt, zumindest aus der Retrospektive, eine bedeutende und dynamische Weltregion dar. In Nordwesteuropa erfolgte der erste belegte Industrialisierungsprozess in der Geschichte. Durch ihn wurden die Einkommensstruktur, das Konsummuster und das Wachstumspotenzial der europäischen Gesellschaften dramatisch verändert. Einerseits sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Wurzeln oder Quellen dieser Dynamik weit in der Zeit vor 1800 zu suchen sind. Andererseits ist ebenso klar, dass diese Entwicklung kaum in diesem Maß oder dieser Form möglich gewesen sein dürfte, ohne eine bereits seit dem Ausgang des Mittelalters stark zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft und ohne die Interaktion mit außereuropäischen Akteuren, Regionen und Kulturkreisen. Das "Wunder Europas" beruht weniger auf europäischen Eigentümlichkeiten oder Charakteristiken der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft, sondern maßgeblich auf den Transferverbindungen mit dem Rest der Welt, wenngleich unter asymmetrischen Bedingungen, das heißt einem für viele außereuropäische Regionen nachteiligen Muster der Arbeitsteilung. Im Phänomen des Handels spiegeln sich alle maßgeblichen Metanarrative und großen Handlungsfelder der Weltgeschichte wider.