Was ist eine Region? Eine Begriffsklärung
Als "Region" wird ein Raum mittlerer Größe dann bezeichnet, wenn er sich durch eine Verdichtung struktureller Raumbildungen auszeichnet und diese von den Zeitgenossen bewusst wahrgenommen werden. Eine Vielzahl von Faktoren kann zur Regionsbildung beitragen: Herrschaftsstrukturen sowie die Durchdringung des Raumes mit Institutionen und Mechanismen vormoderner wie moderner Staatlichkeit, Wirtschaftsbeziehungen und Produktionsregime, Konsumorientierungen, Verkehrsnetze, Familienbeziehungen, geographische Gegebenheiten (Flüsse, Berge, Täler usw.), politische, soziale oder religiöse Vernetzungen usw. Dabei erweist sich Kommunikation als Grundvoraussetzung der Regionsbildung.1 Sehr deutlich tritt vor Augen, dass sich Regionen unabhängig von herrschaftlichen bzw. (national-)staatlichen Strukturen ausbilden, dass diese aber auch ihrerseits eine regionsbildende Wirkung entfalten können.
Die Verdichtung und Vernetzung eines Raumes mittlerer Größe zu einer Region wird außerdem von kognitiv-emotionalen Aneignungen des Raumes befördert. Die Region als mentale Bezugsgröße auf individuellen und kollektiven Mental Maps ('Landkarten im Kopf') reflektiert dabei einerseits strukturelle Regionsbildungsprozesse, andererseits können Vorstellungen des Regionalen solche dynamisieren bzw. diesen eine bestimmte Richtung geben.2 Wie Nationen sind Regionen "imagined communities",3 die sich über historische Narrative, die Reaktivierung von Traditionsbeständen, Symboliken, Charakterzuschreibungen und Mythen über sich selbst verständigen. Diese Diskurse über die Region sind ähnlich fluide wie die Strukturen, von denen sie ausgehen und die sie beeinflussen, so dass sie in Vergessenheit geraten oder in anderen Raumdiskursen aufgehen können.
Die sogenannte konstruktivistische Regionstheorie betont also die strukturelle und kognitive "Gemachtheit" eines jeden Raumes und damit die Prozesshaftigkeit und das Veränderungspotenzial, die allen Raumbildungen inhärent sind.4 Im Anschluss an solche Theorien, die Raumbildungen als aktive Prozesse definieren, rückt die neue Regionalgeschichte die Kategorie der agency in den Mittelpunkt und fragt nach den Agenten des Regionalen, nach ihren Interessen, ihrem sozialen Hintergrund und ihren handlungsleitenden Weltbildern.5
Hat sich diese konstruktivistische Sicht auf das Konzept Region in den 1980er Jahren durchgesetzt, waren die Geschichtswissenschaft und besonders die Landesgeschichte zuvor von einem essentialistischen Verständnis des Begriffs geprägt. Sowohl die politische als auch in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ging von fest umgrenzten Räumen aus, deren räumliche Komponente nur insofern interessierte, als sie der Untersuchung einen Rahmen gab.6 Die durch den cultural turn und durch intensive Diskussionen in der Geographie und Soziologie beeinflussten Neuansätze konnten allerdings auch auf dynamischere Raumkonzepte zurückgreifen, die sich bereits um die Jahrhundertwende etabliert und in Frankreich in der Annales-Schule, in Deutschland in der geopolitisch und völkisch beeinflussten Kulturraumforschung der Zwischenkriegszeit ihren ambivalenten Höhepunkt erreicht hatten.7 Die zum spatial turn stilisierte "Wiederkehr des Raumes"8 führte mithin dazu, dass in den letzten Jahrzehnten auch über Region neu nachgedacht wurde.9
Fragen nach der Konstruktion von Regionen, nach ihrer Bedeutung und Funktion in ökonomischer, gesellschaftlicher, sozialer oder politischer Hinsicht können für jede Epoche gestellt werden. Während für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte das Augenmerk bisher besonders auf strukturelle Regionsbildungen gelegt wurde, konzentrierte sich die Geschichtsschreibung zum 19. und 20. Jahrhundert auf das Spannungsverhältnis von Nation und Region. Es wurde durch den Prozess der europäischen Einigung seit 1945, dessen raumbildende Kraft nicht zu unterschätzen ist, entscheidend dynamisiert, woraus sowohl die Idee eines "Europa der Regionen" resultierte, die auf eine Zurückdrängung der Nationalstaaten zielte, als auch Regionsbildungsprozesse über Nationalstaatsgrenzen hinweg in Gang gesetzt wurden, die oft an historische Raumbildungen anknüpfen konnten.
Regionen in Vormoderne und Moderne
Zu Beginn der Frühen Neuzeit setzte ein Prozess der "Regionalisierung der Politik" ein,10 der auf einer "räumlich verdichteten nachbarschaftlichen Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und politischem Sektor" beruhte.11 Reichsstädtische Kooperationen , friedenspolitische Bünde, administrative Einheiten des Reiches, wie die im frühen 16. Jahrhundert eingerichteten Reichskreise oder die Reichsgerichtsbarkeit, Handelsnetzwerke, Patronage- und Klientelsysteme, oder adlige und patrizische Heiratskreise ließen Räume mittlerer Größe zu erfahrbaren Handlungseinheiten werden, die durch Kommunikation Gestalt gewannen.12 Wie für den südlichen Oberrhein oder Ostschwaben gezeigt wurde, führten außerdem ökonomische Faktoren wie ähnliche Produktionsbedingungen, Absatzmärkte und Produkte zur Herausbildung von Regionen, in denen ein darauf gegründetes regionales Bewusstsein vorhanden war.13 Oft agierten Städte als Motoren regionaler Vernetzung, indem sie ihr Umland in ökonomischer und politischer Hinsicht durchdrangen oder mit benachbarten Städten gemeinsam agierten.14 Von besonderer Bedeutung waren solche Regionalisierungen für jene Gebiete, die sich dem Sog der frühneuzeitlichen Territorialstaatlichkeit entziehen konnten, wie dies etwa im Süden des Reiches der Fall war. Diese frühneuzeitliche Territorialisierung wiederum kann in ihrer Schaffung administrativer und politischer Räume ebenfalls als spezifische Form der Regionalisierung interpretiert werden.15
Auf welche Art und Weise die Zeitgenossen indes diese Räume wahrnahmen, darüber hat die Forschung bislang noch keinen Konsens erreicht. Humanistische Diskurse über Landschaften, denen bestimmte Charakteristika zugeordnet wurden,16 und regionale Bezüge in Elitendiskursen weisen darauf hin, dass die Region als mentale Kategorie in der Vormoderne durchaus präsent war.17 Studien zur frühneuzeitlichen Raumwahrnehmung haben zu belegen versucht, dass sich diese von der modernen, durch die euklidische Geometrie geprägten Vorstellung des homogenen, isotropen Raumbehälters unterschied. Während die spätmittelalterliche Raumwahrnehmung noch eine "Inselraumstruktur" kennzeichnete, die sich durch die Vorstellung verschiedener, unverbunden nebeneinanderstehender Raumfragmente (vor allem Städte) auszeichnete,18 reflektieren Reiseberichte des 16. und 17. Jahrhunderts bereits die Bewegung in einem homogenen Raum, den sie zu vermessen versuchten, und ordneten Orte politischen Räumen zu, die allerdings keine historische Tiefendimension erhielten. Die frühneuzeitliche Raumwahrnehmung, so die Folgerung, ging von einem "Nacheinander von ausdehnungslosen Punkten" aus, das "Dazwischen" wurde durch Entfernungsangaben gefüllt und durch "die politische Zuordnung der Zielorte immerhin sekundär verräumlicht". Dabei handelte es sich zuvorderst um kleinräumige herrschaftliche Zusammenhänge.19 Die strukturelle Regionalisierung der Politik über kommunikative Netzwerke spiegelte sich mithin in der Raumwahrnehmung, die Regionen weniger durch Grenzlinien als durch miteinander verbundene Orte konzeptualisierte. Europa zeigte sich in den frühneuzeitlichen Reiseberichten als vielgegliedertes, durch politische Kleinräumigkeiten und vor allem durch seine Orte charakterisiertes Gebilde.20 Allerdings weisen andere Quellen auf stärker "flächige Raumauffassungen" hin, die schon in den Rechtstexten des 15. Jahrhunderts deutlich werden.21 Zudem sorgte der systematische Ausbau des Postnetzes, der mit einer steten Beschleunigung der Kommunikation über große Entfernungen hinweg einherging, für eine Weitung der Raumerfahrung und etablierte zudem neue räumliche Strukturen, die sowohl alte Regionalisierungen stärken als auch zu neuen Regionalisierungen führten konnten.22 Die dynamischen Veränderungen in der Raumwahrnehmung, die auch von der Kartographie sowie der naturwissenschaftlichen Theorie vorangetrieben wurden,23 lassen die Frühe Neuzeit als Epoche des Übergangs von der mittelalterlichen Inselraum- zur Behälterraumvorstellung erscheinen, die sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in Anklang an Euklid (ca. 360–ca. 280 v. Chr.)[] breit durchzusetzen begann.
Durch eine gewandelte, positive Naturwahrnehmung sowie das Vertrauen in die Beherrschbarkeit der Natur durch die menschliche Vernunft wurde Raum seitdem zu einer Kategorie, die in vielschichtiger Weise kognitiv und emotional erschlossen werden konnte.24 Überdies war der Übergang zur Moderne gekennzeichnet von einer intensivierten und dynamisch vorangetriebenen strukturellen Durchdringung des Raumes. Natur sollte ökonomisch nutzbar gemacht werden, die modernen (National-)Staaten des 19. Jahrhunderts suchten ihren Raum zu erfassen und zu kontrollieren, die Industrialisierung forcierte die verkehrsinfrastrukturelle Erschließung und ökonomische Rationalisierung, die neuen Kommunikationstechnologien ermöglichten einen relativ raschen Austausch über große Distanzen hinweg und die Fundamentalpolitisierung trug zur Ausbildung politischer Räume unterschiedlicher Größe bei.25 Mit der Verdichtung der Räume ging im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine abermalige Weitung der Raumerfassung und -erfahrung einher, die vor allem auch die mittlere Ebene zwischen Lokalem und Nationalem erfasste.
Charakteristisch für die Moderne wurde zudem eine Verräumlichung des Denkens, in deren Verlauf Räume zu Metaphern kultureller und politischer Ordnungsentwürfe werden konnten, so dass um die jeweiligen Zuschreibungen mitunter intensiv gerungen wurde. Räumliche Ordnungsentwürfe vermittelten Sinn und halfen den Zeitgenossen, die zunehmend komplexer werdende Welt zu strukturieren. Sie trugen das Potenzial der Politisierbarkeit in sich, mussten aber nicht notwendigerweise politische Funktion annehmen. Die Kategorie des Raumes grub sich somit in die kollektiven und individuellen Identitäten der Moderne ein. Dies galt ganz besonders für die Nation, für Partikularstaaten wie für Regionen. Regionalisierung und Nationalisierung sind mithin als parallele und miteinander verknüpfte, genuin moderne Prozesse zu verstehen.26
Die Region in der Moderne: Forschungsansätze zwischen Modernisierungstheorie und Konstruktivismus
Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sich die neuere Forschung zum Thema Region in der Moderne in Auseinandersetzung mit einer modernisierungstheoretischen Nationsforschung entwickelt hat. Diese nahm an, dass im Laufe des Modernisierungsprozesses in den europäischen Nationalstaaten eine Homogenisierung stattgefunden habe, die regionale Differenzen eingeebnet und regionale Strukturen in hohem Grade aneinander angeglichen hätte. Das galt sowohl für eine auf die (National-)Staatlichkeit konzentrierte politische Geschichte als auch für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, für die regionale Zugriffe ein handhabbares Analyseinstrument darstellten, um am Studium des Einzelfalls allgemeine Strukturen und Entwicklungen aufzudecken.27 Das galt aber auch für die deutsche Landesgeschichte, die mit ebenso essentialistischen Regionskonzepten arbeitete, die zumeist etatistisch fundiert waren.28 Dagegen entwickelte sich in der französischen Geschichtswissenschaft in Nachfolge der Annales-Schule eine stärkere Sensibilität für die historische Dimension von Räumlichkeit, selbst wenn auch in den von ihr vertretenen Paradigmen die Betonung auf dem Nationalstaat lag.29
Das modernisierungstheoretische Modell wurde von vier Seiten her unterhöhlt. Erstens arbeitete die – durchaus modernisierungstheoretisch inspirierte – Forschung zur Industrialisierung große regionale Unterschiede heraus und wies besonders auf die Rolle von früh und dicht industrialisierten Regionen hin. Der Weg zur industriegesellschaftlichen Moderne verlief, so wurde gefolgert, weder überall homogen noch entfaltete er vom Zentrum ausgehend eine einebnende Wirkung, sondern wurde vielmehr durch einzelne Schrittmacherregionen vorangetrieben.30
Impulse für einen neuen Blick auf die Bedeutung von Region in der Moderne gingen, zweitens, von einer kulturgeschichtlich inspirierten Nationsforschung aus, welche sich mit den Diskrepanzen, Kontingenzen, dem Pluralismus und den Fragmentierungen des Nationsbildungsprozesses auseinandersetzte.31 Das Regionale rückte dabei ins Zentrum, weil so die Vielschichtigkeiten kollektiver Identitäten freigelegt werden konnten. Nicht über die Substituierung regionaler Identifikationsangebote durch nationale schrieben sich die Zeitgenossen in den modernen Nationalstaat ein, sondern umgekehrt, indem sie im Regionalen das vermeintlich typisch Nationale entdeckten. Sie schufen alternative Modelle des Nationalen und trugen so zu dessen Pluralität bei.32 Dies galt nicht nur für späte Nationalstaatsgründen wie für Italien oder Deutschland,33 sondern auch für lange etablierte Nationalstaaten wie etwa Frankreich.34 Besonders interessiert zeigt sich eine so inspirierte Regionalgeschichte an Grenzregionen zwischen Nationalstaaten, an "Zwischenräumen", wo regionale Identitäten von unterschiedlichen nationalen Identifikationsangeboten gebrochen, Grenzen in Zeiten nationalstaatlicher Konflikte immer wieder neu gezogen wurden und sich hybride Identitäten entwickelten.35 Doch nicht nur dort verlief die Nationalisierung keineswegs so eindeutig wie von einer modernisierungstheoretisch inspirierten Nationsforschung angenommen: Auch in zentralen Räumen der entstehenden Nationalstaaten ist mit pluralen, um das Regionale gruppierten mental maps zu rechnen.36 Darüber hinaus rücken neuerdings „regionale Weltbeziehungen“ in den Fokus von Historikerinnen und Historikern, die damit auf eine weitere Dimension von moderner Regionalität aufmerksam machen.37
Die Eigendynamik des Regionalen im Zeitalter des Nationalismus wurde – drittens – in der Beschäftigung mit der politischen Kultur besonders des 19. Jahrhunderts evident. Auch in diesem Zusammenhang wurde die Pluralität regionaler politischer Kulturen herausgearbeitet, die der These von der Homogenisierung des Politischen im nationalstaatlichen Rahmen zuwiderlief. Stattdessen charakterisieren neuere Studien Regionalität als integralen Bestandteil moderner politischer Kultur und betonen die Interdependenz nationalstaatlicher und regionaler Politik.38
Viertens wurde das modernisierungstheoretische Modell von den politischen Entwicklungen der 1970er und 1980er Jahre herausgefordert.39 In Westeuropa erschütterten regionalistische Bewegungen das politische Gefüge besonders Spaniens, Frankreichs und Großbritanniens. Baskische, katalanische, korsische und nordirische Separatisten forderten staatliche Autonomie für ihre Regionen bzw. – wie im Falle Nordirlands – die Angliederung an einen benachbarten Staat und zeigten sich zum Teil zu äußerster Gewaltanwendung bereit.40 Sowohl die Interdependenz von Nationalisierungs- und Regionalisierungsprozessen als auch die Ähnlichkeit von nationaler und regionaler Identitätsbildung wurde der europäischen Öffentlichkeit tagesaktuell deutlich: Während es sich aus nationalstaatlichem Blickwinkel um regionalistische Bewegungen handelte, definierten sich die Separatisten selbst als Vertreter einer spezifischen "Nation" und negierten mithin die Identitätszuschreibungen von außen. Hinzu kommt, dass zumindest dem britischen Nationsverständnis ohnehin die Vorstellung mehrerer "Nationen" unter dem einigen Dach des Königreiches eigen ist.41
Neben diesen regionalistischen Brandherden, die sich durch annähernd bürgerkriegsähnliche Zustände auszeichneten, stellten aber auch im Rahmen nationalstaatlicher, demokratischer Verfahren vorgebrachte regionalpolitische Ansprüche eine Herausforderung für die westeuropäischen Nationalstaaten dar. Frankreich etwa beantwortete diese in den 1980er Jahren mit einer zielgerichteten Dezentralisierungspolitik;42 in Großbritannien wurde die devolution konsequent erst Ende der 1990er Jahre umgesetzt und damit schottischen und walisischen Forderungen nach mehr Eigenständigkeit Rechnung getragen.43 In der Bundesrepublik sicherten sich die Bundesländer im Rahmen des bundesdeutschen Föderalismus umfassendere Rechte und verschoben auf diese Weise das Verfassungsgefüge.44
Dieser regionale Impuls verstärkte sich durch die Möglichkeiten europäischer Vernetzung und fand im Konzept "Europa der Regionen", das auf eine politische Stärkung der Regionen im Rahmen der EG bzw. EU auf Kosten der Nationalstaaten zielte, seinen ideellen Niederschlag.45 Von diesem politischen Konzept ging das 1985 gegründete Council of the Regions of Europe, seit 1987 Assembly of European Regions, aus, ein unabhängiger Zusammenschluss europäischer Regionen, der sich die Förderung der regionalen, subnationalstaatlichen Ebene auf die Fahnen geschrieben hat. Darüber hinaus wurden im Anschluss an die Madrider Konvention von 1980 sogenannte "Europa-Regionen" gefördert, die nationalstaatliche Grenzen überschreiten, oft an ältere Regionsbildungen anknüpfen und neue Regionen schaffen. Schließlich wurden die Regionen durch den Vertrag von Maastricht von 1992 im Rahmen eines "Ausschusses der Regionen" institutionell verankert und ihre Rolle durch die Fixierung des Subsidiaritätsprinzips sowie durch die Öffnung des Ministerrats der EU für Regionalminister gestärkt.46 Dazu hatte auch die Erfahrung des Umbruchs 1989/1990 in Osteuropa beigetragen, in dessen Verlauf auch regionale, zum Teil historische Zuschreibungen aktualisiert worden waren.47
Fazit
Die Bedeutung von Regionen und von Regionalität in der Moderne konnte mithin sehr verschieden sein: Das Regionale konnte die Nationenbildung unterstützen und integrierend wirken, es konnte aber genauso diese Prozesse unterhöhlen und etablierte Nationalstaaten ganz grundsätzlich in Frage stellen. Es konnte, so es sich mit demokratischen Ideen verband, Demokratisierungsprozesse stützen, gleichzeitig aber bedienten sich im Europa der 1920er bis 1940er Jahre neu-rechte Bewegungen regionaler Ordnungsmodelle, so dass etwa im NS-Regime den Regionen in Form der Parteigaue sowohl kulturell als auch machtpolitisch Gewicht zukam.48 Regionalistische Bewegungen entfalteten sich, und Ordnungsmodelle des Regionalen gewannen immer dann an Überzeugungskraft, wenn die territoriale Ordnung des Europa der Nationalstaaten in Frage gestellt wurde, wie dies etwa nach den beiden Weltkriegen sowie in Osteuropa nach 1989/1990 der Fall war. Ganz Ähnliches war zu beobachten, wenn nationalstaatliche Begründungszusammenhänge in die Krise gerieten, wie etwa in Frankreich und Großbritannien im Zuge der Dekolonisation, als die Regionalismen sich des Schlagworts der "internen Kolonialisierung" bedienten.49 Regionalismen entwickelten sich aber auch dann, wenn nationalstaatliche Zentralisierungsbemühungen Gegenbewegungen hervorriefen, die zunächst etwa rein ökonomisch oder kulturell begründet waren und schließlich politisiert wurden, wie das etwa in Spanien im 19. Jahrhundert oder in den 1960er und 1970er Jahren in der von Planungsideen und Effizienzmaximen geleiteten Fünften Französischen Republik geschah.50 Der Begriff Region besitzt daher in jedem europäischen Nationalstaat eine andere Bedeutung, erfüllt unterschiedliche Funktionen, ist in unterschiedlichem Grade institutionalisiert und steht in einem jeweils spezifischen Verhältnis zum Nationalen. Diese europäische Pluralität des Regionalen ist geprägt von jeweils spezifischen Prozessen der Nationsbildung, der politischen, ökonomischen sowie gesellschaftlichen Entwicklung und ist als komplexes Phänomen des europäischen Weges in die Moderne zu verstehen.
An die Stelle linearer Entwicklungsmodelle sind in der Geschichtswissenschaft daher dynamische Regionskonzepte getreten, die auf einem konstruktivistischen Verständnis von Räumlichkeit basieren. Besonders in der longue durée öffnen sie neue Perspektiven auf die europäische Zeitgeschichte, etwa wenn Alternativen zur nationalstaatlichen Territorialisierung sichtbar werden, die raumbildende Dimension der Europäisierung nach 1945 beleuchtet oder über die Rolle regionaler politischer Kulturen nachgedacht wird.
Martina Steber
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Anmerkungen
- ^ Hoffmann, Kommunikation 2001; Geppert /Jensen / Weinhold, Verräumlichung 2005.
- ^ Vgl. Schenk, Mental Maps 2002; Wollersheim, Region 1998.
- ^ Vgl. Anderson, Imagined Communities 1983.
- ^ Vgl. aus der Fülle der Literatur Briesen / Reulecke, Einführung 1993; Reulecke, Landesgeschichte 1991; Kühne, Region 2000; Schönemann, Region 1999; mit sozialgeschichtlicher Akzentuierung und einem sehr gemäßigten Konstruktivismus: Brakensiek, Regionalgeschichte 2000.
- ^ Vgl. zusammenfassend und im konzisen Überblick über die Forschung Applegate, Europe 1999.
- ^ Vgl. z.B. Hinrichs, Regionalgeschichte 1987.
- ^ Oberkrome, Volksgeschichte 1993; Raphael, "Neue Geschichte" 1997.
- ^ Osterhammel, Wiederkehr 1998.
- ^ Vgl. Bavaj, "Spatial Turn" 2006.
- ^ Kießling, "Nachbarschaft" 1987; Kießling, Überwindung 1998.
- ^ Ullmann, Geschichte 2006; zur Konstruktion politischer Räume in der Frühen Neuzeit vgl. Kümin, Space 2009.
- ^ Vgl. u.a. Hoffmann, Region; Wilson, Regions 2007.
- ^ Vgl. z.B. Scott, Identity 1997.
- ^ Vgl. Kießling, Stadt 1989; Jöchner, Räume 2003.
- ^ Vgl. z.B. Klingenberg, Aufklärung 2001. Im Überblick: Stauber, "Regionalismus" 2009.
- ^ Vgl. Graf, "Land" 1992; Merten, "Landesbewusstsein" 2000.
- ^ Vgl. u.a. Scott, Identity 1997; Scott, Town 2005; Kümin, Space 2009. Zur mittelalterlichen Geschichte vgl. Moraw, Identität 1992; Moraw, Raumerfassung 2002; am englischen Beispiel: Holford, North 2007.
- ^ Vgl. Jahn, Raumkonzepte 1993; Gotthard, Ferne, S. 131–134.
- ^ Gotthard, Ferne 2007, S. 157–158.
- ^ Vgl. Gotthard, Ferne 2007, S. 152–155. Auf die Vorstellung von Raum als Umgebung eines Ortes, der als Mittelpunkt gedacht wird, weist auch Schunka, Soziales Wissen 2000, hin.
- ^ Blickle, Land 1998, S. 137.
- ^ Vgl. Behringer, Im Zeichen des Merkur 2003.
- ^ Vgl. Dipper, Kartenwelten 2006; Schneider, Macht 2004; Beutler / Pulte / Gierl, "Raum" 2009.
- ^ Vgl. Schmitz, "Gedachte Ordnung" 2010.
- ^ Vgl. Geppert, Ortsgespräche 2005.
- ^ Applegate, Europe 1999; Umbach, Nation 2006.
- ^ Vgl. Kiesewetter, Raum 1996; Zorn, Territorium 1986; Flügel, Regionalgeschichte 2000; klassisch für Frankreich: Weber, Peasants 1979.
- ^ Vgl. Buchholz, Landesgeschichte 1998.
- ^ Vgl. Applegate, Europe 1999, S. 1160–1161; Raphael, Erben 1994, bes. S. 296–314.
- ^ Vgl. Pollard, Conquest 1981; Kiesewetter, Region 2000; Ebeling, Protoindustrie 1997. Die aktuelle Forschung betont außerdem die regionalisierende Wirkung der Konsumkultur, vgl. u.a. Siegrist, Regionalisierung 2003.
- ^ Vgl. Anderson, Imagined Communities 1983; Langewiesche, Nation 1995; Haupt / Tacke, Kultur 1996; Haupt, Regional and National Identities 1998; Storm, Regionalism 2003.
- ^ Vgl. u.a. Applegate, Nation 1990; Confino, Nation 1997; Green, Fatherlands 2001; Storm, Painting Regional Identities 2009; Storm, Culture 2010; Núnez, Region 2001.
- ^ Zu Italien vgl. Levy, Regionalism 1996; Broers, Myth 2003; im Vergleich: Cole, Paths 2007.
- ^ Vgl. z.B. Ford, Creating the Nation 1993; Tacke, Denkmal 1995; Haupt, Konstruktion 1992.
- ^ Vgl. z.B. aus der Fülle der Literatur: Ther, Bewegungen 2003; Duhamelle / Kossert / Struck, Grenzregionen 2007; François, Grenze 2007; Lawrence / Baycroft / Grohmann, Degrees 2001; Schwara, Levant 2003; Ther, Grenzen 2001; Hirschhausen, Stand, Region, Nation und Reich 2001.
- ^ Vgl. Steber, Gewissheiten 2010. Für Großbritannien: Payton, The Making of Modern Cornwall 1992.
- ^ Vgl. Paulmann, Regionen und Welten.
- ^ Vgl. z.B. Retallack, Saxony 2000; Lässig, Modernisierung 1998; Steber, Gewissheiten 2010.
- ^ Dieser Impuls wird besonders deutlich in Harvie, Rise 1994.
- ^ Vgl. zusammenfassend Judt, Postwar 2005, S. 464–469.
- ^ Zu Großbritannien vgl. u.a. Colley, Britons 2005.
- ^ Vgl. Gerdes, Regionalismus 1994.
- ^ Vgl. im Überblick Harvie, Politics 2005.
- ^ Vgl. Ritter, Föderalismus 2007. Daneben entfalteten auch weiterhin regionale Identitäten innerhalb der bundesdeutschen Föderalstaaten ihre Wirkung: vgl. z.B. Ditt, Ruhrgebiet 2007.
- ^ Vgl. z.B. Hrbek / Weyand, Betrifft: Das Europa der Regionen 1994.
- ^ Vgl. Börzel, States 2002. Zur Wirkung europäischer Regionalpolitik vgl. z.B. Conzelmann, Räume 2002. Im Überblick: Schmale, Geschichte, S. 272–277.
- ^ Vgl. Ther, Bewegungen 2003.
- ^ Vgl. John, Die NS-Gaue 2007; Núnez / Umbach, Heimats 2008.
- ^ Für Deutschland vgl. z.B. Ditt, Regionalismus 1999; Klöckler, Abendland 1998. Zur Rhetorik des "internen Kolonialismus" am Beispiel Frankreichs vgl. Gerdes, Regionalismus 1994, S. 395–399; für Großbritannien: Hechter, Colonialism 1975.
- ^ Zu Spanien vgl. im Überblick und unter Nennung der wichtigsten Literatur: Umbach, Nation 2006, S. 74–78.